Sektorenübergreifende Palliativversorgung auf der Lechlerhöhe
Bei der sektorenübergreifenden Versorgung von Patienten geht es darum, Schnittstellen zwischen Versorgungsbereichen stärker miteinander zu verzahnen, Synergien zu schaffen und die Qualität der Pflege zu verbessern. Das ganzheitliche Konzept Palliative Care auf der Tübinger Lechlerhöhe zeich- net sich durch ein sektorübergreifendes Zusammenspiel stationärer und ambulanter Angebote für schwerkranke Menschen mit einer nicht heilbaren Erkrankung aus. Mitarbeitende der Palliativstation des Paul-Lechler-Krankenhauses, des ambulanten Palliativdienstes Tübinger Projekt und des stationären Hospiz Tübingen in Trägerschaft des Difäm arbeiten eng zusammen. Betreuende wie Erkrankte und deren Angehörige profitieren umfassend vom gebündelten Angebot. In der Klinik-Akademie tragen zudem Palliative-Care-Seminare zur Qualitätssteigerung und auch zur Vernetzung bei.
Die Anfänge der Palliativversorgung liegen in den 1960er Jahren, als sich Ärzte der Klinik in London bei Cicely Sanders, einer großen Pionierin der Palliativmedizin und Begründerin der Hospizbewegung, schulten. Die ärztliche und pflegerische Fürsorge schwerkranker Menschen und die Bedeutung der Schmerzbekämpfung begann, lange bevor sich die Palliativmedizin in Deutschland etablierte. Die Palliativstation versorgte 2023 rund 1.000 Patienten. Therapieziel ist eine Symptomkontrolle der Erkrankten (vgl. Mitarbeiter-Interview). Stationsleiterin Sigrid Neher beschreibt dies so: „Unsere Patienten befinden sich in einer hochakuten palliativen Situation, sie werden bei uns stabilisiert und können dann nach Hause entlassen werden, in die Betreuung durch das Tübinger Projekt oder ins Hospiz. Alternativ auch ins Pflegeheim. Unser Ziel ist ein optimales Entlassmanagement im engen Zusammenspiel.“
Das Tübinger Projekt ist der ambulante Palliativdienst der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus. Das Team aus Palliative Care Fachkräften und Ärztinnen betreute 2023 rund 500 Schwerkranke und Sterbende im Landkreis Tübingen. Diese spezialisierte ambulante Betreuung (SAPV) erfolgt mit der in diesen Dienst eingebundenen Brückenpflege des Kooperationspartners Comprehensive Cancer Center Tübingen-Stuttgart (CCC). Pflegedienstleiter Lutz Georgi betont: „Die palliative Begleitung von Menschen kann nur in einem kooperativen Miteinander aller beteiligten Leistungserbringer des ambulanten und stationären Settings funktionieren. Ein wertschätzender Umgang und flache Hierarchien sind die Grundlage dieser engen Zusammenarbeit.“
Im Hospiz Tübingen ist der Mensch nicht Patient, sondern Gast. Knapp 100 Schwerkranke und Sterbende wurden hier 2023 aufgenommen, die in der letzten Lebensphase aufgrund ihrer schweren Symptome weder zu Hause noch in einem Pflegeheim versorgt werden konnten. Birgit Hansen-Holey, stellvertretende Hospizleiterin, bilanziert: „Ich freue mich immer wieder über die kurzen Wege und die gute Zusammenarbeit mit dem Tübinger Projekt und der Palliativstation“. Sie beschreibt die hohe Durchlässigkeit bei der Überleitung Betroffener.